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(V) 2011 - 50 Jahre bemannte russische Raumfahrt - Druckversion

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(V) 2011 - 50 Jahre bemannte russische Raumfahrt - Rainer Blum - 07.01.2011

Liebe Freunde,

in der Hoffnung, dass alle „gut rübergekommen“ sind, meine besten Wünsche für Gesundheit und für die angenehmeren Dinge des Lebens im neuen Jahr.


Und was ich noch flüstern wollte:


Das GAGARIN-JAHR 2011 ist da !

Wenngleich es auch nicht jeden von uns „Erlebnisschülern“ gleichermaßen berührt – irgendwie hängt es mit unserer persönlichen Historie zusammen, ob man will oder nicht.
So besehen will ich anlassbezogen gern noch paar Dinge in den „Rezensionen“ beleuchten.

Vorausschicken kann ich schon mal, dass die Russen 2011 noch einen „Knaller“ starten werden, was man von „D“ kaum erwarten kann.
Eine Versorgungsmission (März) zur ISS wird erstmalig den Namen JURI GAGARIN tragen, aber das ist gewiss noch nicht der „Knaller“. Wir dürfen echt gespannt sein, auf was sich die russische Nation vorbereitet!


Heute geht es mir um ein unglaubliches Menschenschicksal in dem Artikel
„Tragik und Triumpf“: Namenlos und in Orten ohne Namen bis zu seinem Tod –
ein Mann, der die SU zur führenden Weltraumnation machte…
… selbst im Kreml durfte – wenn überhaupt – sein Name nur geflüstert werden …“

So wünsche ich ein nachdenkliches Lesen, wer die Zeit sich nehmen mag.

Herzlichst
Rainer

Sergej P. Koroljow zum 104. Geburtstag am 12. Januar 2011
- Ein Artikel in den Rezensionen „2011 - 50 Jahre bemannte russische Raumfahrt“


Tragik und Triumph

Wie der Gulag-Häftling Sergej Koroljow die UdSSR zur führenden Weltraumnation machte
Zum 100. Geburtstag des genialen Wissenschaftlers und Konstrukteurs am 12. Januar 2007

Berlin – Kaum eine Biografie spiegelt die Tragik und den Triumph der Ex-UdSSR so deutlich wider wie die von Sergej Koroljow (1907-1966). Der “Vater der modernen sowjetischen Raumfahrt”, wie er gern offiziell apostrophiert wird, entkam nur knapp dem Tod in Stalins Gulag und machte dennoch sein Land zur führenden Weltraumnation. Er baute mit der R-7, der “Semjorka”, die erste Interkontinentalrakete der Welt, deren berühmtester ziviler Ableger “Sojus” bis heute(´07!) über 850 Mal gestartet ist. Und mit dem legendären “Sputnik 1″ (1957) und Juri Gagarin (1961) stieß Koroljow für die Menschheit das Tor zum All auf.
Seinen 50. Geburtstag am 12. Januar 1957 musste der geniale Wissenschaftler, Konstrukteur und Organisator noch inkognito begehen. Aus übertriebener “bolschewistischer Wachsamkeit” wurde sein Name bis zu seinem überraschenden Tod 1966 geheim gehalten.
Auf die Anfrage des Stockholmer Nobelpreiskomitees, wer denn der Schöpfer des “Sputnik” sei, ließ Parteichef Nikita Chruschtschow antworten: “Das ganze sowjetische Volk!”

Der große Antipode Wernher von Brauns, mit dem er in einem erbitterten Wettlauf um die Vorherrschaft im Weltraum stand, litt sehr unter der Anonymität, die er mit allen führenden Raumfahrtexperten seines Landes teilte. Dennoch arbeitete er als guter Patriot verbissen weiter und schickte vier Jahre später mit Gagarin den ersten Menschen in den Weltraum.

Dabei hätte Koroljow eigentlich allen Grund gehabt, das Regime zu hassen. Denn 1938 hatte ihn ein karrieresüchtiger Ingenieur denunziert. Stalins Geheimdienstchef Jeshow ließ ihn verhaften, foltern und als “Volksschädling” für zehn Jahre zur Zwangsarbeit nach Sibirien verbannen. Aus dem Lager im so genannten Kolyma-Trakt wandte sich Koroljow mehrfach an den Obersten Gerichtshof und auch an Stalin persönlich. Er beteuerte seine Unschuld und bat, seinen Fall erneut zu verhandeln. Er schrieb: “Ich bitte Sie, mir Gelegenheit zu geben, meine Arbeit an Raketenflugzeugen zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der UdSSR fortzusetzen.” Im Herbst 1940 holte der berühmte Flugzeugkonstrukteur Andrej Tupolew, der selbst Gefangener war, Koroljow nach Moskau in das Besondere Technische Büro (OTB), das zu den NKWD-Speziallagern gehörte. Der einstige Tupolew-Schüler entwickelte hier Zusatzraketen für Kampfflugzeuge. Ab 1944 arbeiteten Koroljow und weitere namhafte inhaftierte Spezialisten, darunter sein künftiger Nachfolger Wassili Mischin, an den Grundlagen für den späteren sowjetischen “Raketenschild”. Hier studierte er auch erstmals Teile von Hitlers “Wunderwaffe”, der V-2, die von der vorrückenden Roten Armee in Polen erbeutet worden waren. Ein Jahr später sammelte Koroljow selbst im Nachkriegsdeutschland alles ein, was er von der V-2-Produktion finden konnte.

Bereits im Oktober 1948 startete die UdSSR erfolgreich ihre R-1, ein Nachbau der V-2. Und 1953 begann Koroljow mit der Entwicklung der R-7 als Grundpfeiler des atomaren “Raketenschilds”. Die zivilen Varianten der legendären “Semjorka” haben seit 1957 nicht nur die “Sputniks” sowie Mond-, Mars- und Venussonden, sondern auch die rund 100 sowjetischen/russischen Kosmonauten und viele ausländische Astronauten, darunter fünf deutsche, ins All getragen.
Als erfolgreichster Ableger leistet die “Sojus”-Trägerrakete seit 1967 treue Dienste und versorgt derzeit mit der gleichnamigen Raumkapsel und deren Frachtversion “Progress” zuverlässig die Internationale Raumstation ISS mit Menschen, Treibstoff und Material.
Koroljow, erst seit 1957 (!!!) voll rehabilitiert, hat den Jungfernflug seines “Sojus”-Raumschiffs, das eigentlich bemannt zum Mond fliegen sollte, nicht mehr miterlebt.

Er starb 1966, zwei Tage nach seinem 59. Geburtstag nach einer Krebsoperation, da in der Moskauer Klinik keine Geräte zur Reanimation zur Verfügung standen (!) – Anm.: R.B.

Koroljows Rakete leistet noch heute in der neuesten Version unverzichtbare Dienste bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS mit Menschen und Material. Denn keiner seiner Nachfolger vermochte es, seinen Platz auch nur annähernd auszufüllen und einen besseren Träger zu bauen.

- Quelle: Gerhard Kowalski, veröffentlicht am 9. 1. 2007 für die Nachrichtenagentur ddp

Hier sein Monument in Baikonur über den Link:

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:S.P.Korolev_monument_in_Baykonur_city_03.2006.JPG&filetimestamp=20060503061924

Ein Schicksal, welches auch für uns – die wir durchaus „Patriotismus“ gelernt haben - nur schwer nachvollziehbar ist. Vor dieser Größe darf man sich verneigen.

Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit
Rainer