Nachrichtenverbindungen des FuTB-61
(Teil 1)
(Stand 1980 - ausgearbeitet von Andreas Löskow)
Das FuTB 61, das mit dem JG 8 einen gemeinsamen Gefechtsstand in Marxwalde (heute Neuhardenberg) hatte, war in Müncheberg ansässig. Erst 1982 wurde das Schutzbauwerk für den GS in Müncheberg fertig gestellt, was eine Veränderung der Nachrichtenverbindungen zur Folge hatte. Das war nach meiner Dienstzeit, darüber kann ich hier nichts berichten.
Wie bekannt, fand die eigentliche Luftraumaufklärung in den einzelnen FuTK statt. In ihren Führungsstellen wurden die gewonnenen Informationen der FuTK jeweils zusammengefasst und über Nachrichtenkanäle in den GS des FuTB gemeldet. Im GS des FuTB wurden die Meldungen der FuTK, die ja häufig dieselben Flugziele gleichzeitig erfassten, abgeglichen, ggf. mit den Ergebnissen der Nachbar-FuTB verglichen und an die LVD weiter gemeldet.
Die Nachrichtenverbindung FuTK => FuTB => LVD (AIZ) zur Meldung der Luftlage zu gewährleisten war die wichtigste Aufgabe der Nachrichtenkräfte. Diese Verbindung hatte höchste Priorität vor allen anderen - notfalls durfte jede Verbindung im FuTB zu Gunsten dieser Linie weggeschaltet werden (wenn auch mancher Kommandeur das nicht immer einsah).
Die zweitwichtigste Nachrichtenverbindung diente der Führung der unterstellten Einheiten; das AIZ der LVD "führte" die FuTB und diese ihre FuTK. Über diese Verbindung gingen z.B. alle Ein- und Ausschaltanweisungen für die Funkmessstationen und alle Befehle, die ein Kommandeur (bzw. Diensthabender des DGS) im DHS seinen unterstellten Einheiten erteilte.
Als Hilfe für die Gefechtsarbeit wurden die unterstellten Einheiten über die gewonnenen Informationen zur Luftlage durch den vorgesetzten GS benachrichtigt.
Weiterhin gab es Verbindungen des Zusammenwirkens der einzelnen FuTB untereinander (Hauptaufgabe der RiU I, die die von den anderen FuTB angekündigten Ziele nach eigenem Erfassen zuordnen konnten) und natürlich auch Verbindungen der Nachrichtenkräfte (also der Diensthabenden Nachrichten), um die einzelnen anderen Nachrichtenverbindungen überhaupt erst herzustellen bzw. bei Ausfall wieder herzustellen.
Um die Ausfallwahrscheinlichkeit gering zu halten, konnten Nachrichtenverbindungen unabhängig voneinander über verschiedene Medien hergestellt werden.
So gab es das System "Funk", d.h. alle Nachrichtenverbindungen erfolgten drahtlos über Sprechfunk (Betriebsart A3J - amplitudenmodulierter Kurzwellenfunk). Parallel dazu gab es die "grüne Linie" (Richtfunk), allerdings nur vom FuTB zur LVD. Unabhängig davon - und am beliebtesten bei den Nutzern - waren die Drahtverbindungen, also "Telefon"-Standleitungen, die von der Post gemietet wurden. Hier gab es keine Schwankungen in der Hörbarkeit und keine Nebengeräusche.
Die Nachrichtenverbindungen im Einzelnen :
Jede FuTK betrieb eine Funkrichtung (FR). Gesendet wurde mit 1000W-Kurzwellensendern, entweder R 820 oder R 140. In Marxwalde befand sich auf dem Flugplatz ein Empfangspunkt, wo die Funksignale mit Empfängern vom Typ EKN oder EKV aufgefangen wurden und dann über Kabel in den GS übertragen wurden. Im GS wurden die Funksignale auf die einzelnen Planschetts vermittelt und die LL jeder FuTK separat dargestellt.
Mehrere Besonderheiten gab es :
1. Die FuTK 612 besaß das Funkmesssystem Kabina, deshalb konnte bei erhöhtem Zielaufkommen angewiesen werden, auf zwei Frequenzen zu senden (2 Ableser "teilten" sich die LL).
2. Die FuTK 611 betrieb die FR 473 nur, wenn in den WGS nach Wusterwitz gesendet wurde; ansonsten sendete sie ihr Radarbild mittels A7 (eine Art Richtfunksystem) direkt in den GS nach Marxwalde.
3. Wenn die LVD "automatisiert" arbeitete, wurde die LL nicht von Ablesern vom Planchett abgelesen, sondern mit mit dem WP-System übertragen, was für uns bedeutete, dass die Betriebsart A1 (ähnlich Tastfunk) zu wählen war.
4. Über die Funkrichtungen wurde nur gemeldet, wenn es im Ausbildungsplan festgelegt war oder erhöhte Stufen der Gefechtsbereitschaft ausgelöst wurden.
Vom FuTB wurde die zusammengefasste LL über die FR 470 ans AIZ weiter gemeldet (und auf der gleichen Frequenz "hörten" alle FuTK mit (= FN 472)). Über die FR 480 wurde die LL nur vom WGS an das AIZ gesendet.
Das FuTB sendete mit einem stationären Kurzwellensender KN1E oder von einer R 140 (in den Stellungen in Marxwalde standen mehrere LKW mit Sendeempfangstechnik). Direkt neben dem Sendekeller, wo die stationären Sender standen, befand sich ein stationäres Antennenfeld, denn Marxwalde befand sich sende / empfangstechnisch in keiner guten geographischen Lage.
Der GS des FuTB sendete seine LL im Funknetz 472 an die FuTK zurück („Benachrichtigung“). Dieses Funknetz, das rund um die Uhr lief, konnte jedoch auch genutzt werden, um bei Drahtausfall Anweisungen (Signale) an die FuTK z.B. zum Einschalten der FuR zu erteilen. Signale setzte entweder der DGS ab oder der DNF schaltete sich auf den Sender und erteilte seine codierten Anweisungen. Die begannen immer mit „Xanthippe, Xanthippe, Xanthippe…“. Der Planzeichner in der FuTK, der die LL am Planchett darstellte, schrieb dieses Signal einfach an die Scheibe.
Auf die gleiche Weise empfing das FuTB die LL des AIZ über das FN 430 und bei erhöhtem Zielaufkommen auch noch über das FN 431.
Das FN 430 war ebenfalls 24 Stunden immer als Sprechfunknetz in Betrieb und konnte wie das Netz 472 zum Übertragen von Signalen genutzt werden.
Eine Besonderheit war das FN 110, welches von der GSSD betrieben wurde. Es sendete die LL ausschließlich im Morsecode (Tastfunk A1). Das FuTB war zwar in der Lage, das Netz auszuwerten, nutzte es aber nur im Rahmen der Ausbildung, schon weil die Auswertung umständlich war: Der Empfangsfunker hörte die Morsesignale und sprach die Zahlen dann über Standleitung in den GS zum Planzeichner.
Zur Führung der Einheiten über Funk ist folgendes anzumerken :
Die FN 423 und 424 wurden täglich mindestens 1 Stunde im Rahmen der Ausbildung betrieben; d.h. die DGS arbeiteten über Funk. 423U und 424D waren Reservenetze mit der gleichen Aufgabe wie 423/424, jedoch über UKW/Dezimeterwellen. Beide Reservenetze haben (bis 1981) nie richtig funktioniert.
Das FN 421 war ein "Diensthabendes Netz"; sozusagen die "letzte Verbindung", falls gar nichts mehr geht. Es wurde ausschließlich über Tastfunk (Morsecode) betrieben, lief 24h am Tag und außer regelmäßigen Verbindungstests wurden "Wettersprüche", Funksprüche für die SND, Übungssprüche und gelegentlich Signale abgesetzt.
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