Automatisierte Gefechtsarbeit
Automatisierte Informationsübermittlung
Im AFLS werden MULTITASKING-fähige Sichtgeräte verwendet, d.h. auf dem Bildschirm werden abwechselnd die Primärinformation der angeschlossenen FuMS und diverse Sekundärinformationen aus anderen Quellen dargestellt.
Zur Sekundärinformation gehören der Marker (vergleichbar mit einem Mauszeiger), eingehende Informationen von anderen Objekten und Zahlenkommandos.
Die Bildschirmoberflächenn besitzen eine nachleuchtende Schicht. Dadurch bleibt die Information einige Sekunden sichtbar. Mit dem Marker werden die Informationen abgedeckt und mit einer Taste wird die Eingabe abgeschlossen. Das gilt sowohl für die Primärinformation von der Rundblickstation (RBS), als auch für die Sekundärinformation von anderen Objekten. Die Primäreingabe der Höhe erfolgt im WP-U und WP-M zusätzlich. Das verläuft wie folgt : Der Funkorter für die Horizontalinformation gib die Ziele rundherum ein, und zwar die X und Y-Werte. Der Höhenfunkorter deckt das Ziel mit dem Marker ab. Die Kabine des Höhenmessers (PRW) dreht in Richung zum Ziel. Mit Hilfe einer Markerlinie auf dem Höhenbildschirm kann der Höhenfunkorter das Ziel zuordnen. Mit Hilfe eines Drehschalters bzw. Höhenrades stellt der Höhenfunkorter die Höhe ein und drückt die Taste. Damit werden die Werte X, Y und H eingeben.
Der Funkorter für die Horizontalinformation sieht als Rückinformation die Eingabe des Höhenfunkorters und läßt in diesem „Umlauf“ das Ziel weg. Damit ist gewährleistet, dass alle 5-6 Werte eine Höheninformation ins System gelangt.
Eine Besonderheit gab es im WP. Eine Kopplung zum PRW gab es nicht. Dafür gab es den Schrank H zur Höhenbegleitung. Dieser Schrank speicherte die X und Y Koordinaten als Spannungen. Die Höhe für das Ziel wurde nicht automatisiert übertragen und mit Drehschaltern für das gespeicherte Ziel eingestellt. Über definierte Spannungsdifferenzen wurde ein Quadrat gebildet. Bei der nächsten Zieleingabe im Quadrat erfolgte die Zuordnung und Übermittelung der X und Y Werte mit der Höhe. Der Autor hat allerdings den Schrank nie in Funktion erlebt.
Jetzt ist die weitere Informationsübermittlung in WP-U und WP-M unterschiedlich.
Weitere Informationsübermittlung im WP-U
Wie bereits bei der Darstellung des AFLS beschrieben, erfolgt eine Digitalisierung der Information. Im Objekt wird die Information parallel zum Sender Р gegeben. Es werden serielle Informationstelegramme gebildet und versandt. Das Signal wird in der Nachrichtenapparatur vervielfältigt und gleichzeitig über zwei Wege gesendet, z.B. über Standleitungen des öffentlichen Telefonnetzes (in der NVA mittels des Trägerfrequenzsystems MWT zusätzlich in einem für die Sprache nicht genutzten Bereich über die Führungsverbindung) und über KW (Betriebsart F6).
Auf der Empfangsseite wird nur jeweils die qualitativ bessere Information genutzt. Die Information gelangt auf den Empfänger П. Dieser nimmt die Synchronisation des seriellen Informationstelegramms vor und bildet daraus Spannungen für X, Y und H. Dabei erfolgt mit Hilfe von mit Schaltern einstellbaren Widerständen die Koordinatentransformation. Zur Erklärung ein Beispiel :
Ursprung des X-Y-Koordinatensystems ist links unten. Der Autor weiß es nicht mehr genau, aber glaubt Maximalwert wäre jeweils 60V gewesen. Die FuTK ortet im Bildschirmmaßstab ein Ziel bei 270 Grad und 150km. Der Bildschirmmittelpunkt hat die Koordinaten X=30V und Y=30V. Das Ziel wäre also bei X=15V und Y=30V. Diese Spannungen werden auch im Empfänger im FuTB-Objekt gebildet. Jetzt sei das FuTB 50km südlich und 50km östlich der FuTK. Die Koordinaten des Ziels werden also mit den Widerständen auf X=5V und Y=40V umgesetzt. Diese Spannungen dienen als Ablenkspannungen auf dem Sichtgerät. Genauso funktioniert es bei der Informationsübermittlung von oben nach unten.
Der Richtungs(unter)offizier und die Funkorter im FuTB sehen auf ihrem Bildschirm das Aufleuchten der Sekundärinformationen auf dem Bildschirm. Dabei kann das gleiche Ziel, von mehreren FuTK übermittelt werden. Der Richtungsoffizier weist den Funkortern die Ziele zu, die sie weiter übermitteln sollen. Dabei kann er Ziele, die in mittleren und großen Höhen, die sicher von einer FuTK übermittelt werden, mittels Zahlenkommandos bei den anderen FuTK abmelden lassen und somit die Belastung der Funkorter der FuTK steuern.
Die Funkorter decken jeweils die Informationen der zugewiesenen Ziele ab und übermitteln sie damit weiter. Die Information wird in der Nachrichtenapparatur vervielfältigt und über jeweils 2 Verbindungen zur LVD, zu den FuTK und eventuell zu Nachbarn gesendet. Dort ist der Ablauf wie im FuTB und es wird entsprechend zum ZGS, den FuTB und Nachbarn gesendet.
Weitere Informationsübermittlung im WP-M
Im WP-M gibt es zwei Arten der Informationsübermittlung :
1. direktes Senden : Es wird ein Sender angewählt und die Information wie beim WP-U direkt versandt. Zahlenkommandos werden mit wenigen Ausnahmen immer direkt gesendet. X-Y-H Informationen, die direkt versandt wurden, können im anderen Objekt durchaus auch wie gespeicherte Informationen verarbeitet werden.
2.gespeichertes Senden
Weitere Informationsübermittlung beim gespeicherten Senden im WP-02M
Ein neu auftauchendes Ziel sowohl als Primärinformation als auch von den FuTP (FuTK zur Ortung tieffliegender Ziele mit WP-01M) wird von KC bzw. Richtungs(unter)offizier erstmalig erfasst und in den Speicher eingegeben. Gleichzeitig wird die Informationsquelle festgelegt. Bei Primärinformation wird das Ziel einem Rundblickfunkorter und einem Höhenfunkorter zugewiesen.
Das Ziel wird jetzt als Sekundärinformation ständig auf den entsprechend festgelegten Bildschirmen dargestellt. Insgesamt können 60 Gegner und 40 Eigene im Magnettrommelspeicher eingeschrieben werden. Nach Eingabe (Funkorter) bzw. Eingang (WP-01M) des nächsten Wertes beginnt der Extrapolationsrechner den nächsten zu erwartenden Wert zu ermitteln und in den Speicher zu schreiben. Um diesen extrapolierten Wert wird ein Quadrat festgelegt. Alle Eingaben in diesem Quadrat werden dem Ziel zu geordnet, die Extrapolation neu berechnet und die Werte in den Speicher geschrieben. Dazu werden für die Sender Erneuerungsmarken eingeschrieben. Jeder Sender prüft ständig der Reihe nach alle Sektoren des Magnettrommelspeichers. Findet er eine Erneuerungsmarke, so sendet er die Information und löscht die Marke. Das Einschreiben der Erneuerungsmarken erfolgt auch je nach Informationsquelle. Somit wird verhindert, dass z.B. dem FuTB die von dort erhaltene Information zurück gesandt wird und eine „Kreisinformation“ eintritt.
Dabei waren zwei Arbeitsregime möglich. Mit einem Schalter am Extrapolationsrechner konnte eingestellt werden, dass wenn keine Informationserneuerung erfolgt war, der Extrapolationsrechner eine Erneuerungsmarke in den Speicher einschrieb. Damit erfolgte eine Versendung des extrapolierten Wertes.
Diese Regime war umstritten. Einerseits hatten dadurch die Funkorter mehr Zeit für andere Ziele und im WP-04M war die Extrapolationsberechnung richtiger und gleichmäßiger. Anderseits bestand die Gefahr, dass vor allem im DHS „Ufo-Ziele“ entstehen konnten.
Der Richtungs(unter)offizier nimmt bei Bedarf (vor allem bei tieffliegenden Zielen) Änderungen der Informationsquellen und Zuweisungen von Zielen vor.
Weitere Informationsübermittlung im WP-04M (WP-03M, WP-05M, WP-05M, WP-07M, WS-11M )
In diesen Objekten gibt es keine Funkorter mehr. Richtungs(unter)offiziere nehmen die Ersterfassung der Ziele mit Zuordnung einer Informationsquelle vor, ändern diese bei Bedarf und weisen Ziele zu. Bei Eingang einer Information erfolgt das Einschreiben des Wertes in den Speicher mit Erneuerungsmarken. Das Senden erfolgt dann wie beim WP-02M beschrieben. Dabei wird die Zuteilung der Erneuerungsmarken nach Informationsquellen eingesetzt, um wie oben beschrieben „Kreisinformationen“ zu vermeiden.
Die Koordinatentransformation erfolgt auf digitaler Ebene. Die eingegangene Information und die im jeweiligen Empfänger eingestellten Transformationswerte gelangen als Parallelinformation zu einem speziellen Koordinatentransformationsrechner. Dieser Rechner wird im WP-02M, WP-03M, WP-04M, WP-05M, WP07M, WP-15M, WS-11M und WS-12M genutzt. Interessanterweise werden die Transformationswerte mit jeder Information neu zum Koordinatentransformationsrechner gesandt. Dies ist im WS-12M ja auch erforderlich, weil ja die Informationsquelle ständig ihren Standort ändert. (WS-12M = Koppelobjekt zu FuM-Flugzeugen)
Die Transformationswerte ergeben sich aus der Standortdifferenz zwischen Informationsquelle und jeweilig die Information empfangenden Objekt.
Im WP-04M , WP-03M und wahrscheinlich WP-07M gibt es einen Jägerleitrechner. Dieser berechnet aus den Daten eines Gegners und eines eigenen einen Abfangpunkt. Dieser Abfangpunkt kann zusammen mit den Sekundärinformationen des Gegners und des Eigenen auf den direkt angeschlossenen WP-11 (Hänger 54) dargestellt werden. Oder er wird zu einer Jägerleitstelle mit WP-02M bzw. einem Jagdfliegergeschwader mit WP-03M als Gefechtsaufgabe übermittelt. Dort wird der Abfangpunkt, der Gegner und der Eigene genauso auf dem WP-11 dargestellt wie bei den direkt angeschlossenen WP-11.
Zusätzlich konnten noch Informationen über einsatzbereite Technik übermittelt werden. (Gefechtsbereitschaftsinformationen)
Vielen Dank für die Ausarbeitung und Zusammenstellung der hier veröffentlichten Angaben an Thomas Küchenmeister
Allgemeine Angaben zum AFLS sind über die Seite "takt.-technische Angaben zu der in den FuTT der NVA verwendeten Technik" zu finden
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