Erinnerungen von Fw. Dörnbrack an die FuTK-331

Zur Person

Ich war nach einer halbjährigen Ausbildung in Bad Düben zum UaZ ernannt worden und von April 1985 bis Oktober 1987 in Pudagla in der FuTK-331 stationiert. Zuerst war ich auf der P-12 als Funkorter/Truppführer tätig, zwischendurch auch als Stationsleiter der P-12. Anfang 1987 wurde ich Funkorter/Truppführer auf der P-37, da die P-12 Ende 1986 im DHS abgeschaltet wurde.

Meine Informationen stammen aus dieser Zeit und sind somit nur Bruchstücke. Mit diesen Informationen möchte ich trotzdem dazu beitragen, daß zum Standort Pudagla einen Chronik von der Errichtung bis zum Ende entstehen kann und damit ein wichtiger Bestandteil im Gesamtüberblick der FuTT wird.

FuTB 33

Struktur

Das FuTB 33 bestand aus den 3 FuTK in Putgarten (333), Saal (332) und Pudagla (331), dem FuTP-732 auf der Greifswalder Oie, einer Nachrichtenkompanie (Pudagla), einer Gefechtsstandkompanie (Pudagla) und dem Stab (Pudagla). Weiterhin existierte eine Kfz-Werkstatt, der Schießstand und ein Materiallager am Flugplatz Garz.

Aufgabe Gefechtsstandskompanie (GSK)

Die Luftlagen der 3 FuTK`s (siehe Aufgaben der FuTK-331), sowie sonstige Informationen (z.B. GSSD) wurden durch die GSK zusammengefaßt und an die 3. LVD in Cölpin weitergeleitet. Die GSK hatte, wie schon Ihr Name sagt (amtliche Bezeichnung kenne ich nicht), die meiste Zeit im Batallionsgefechtsstand zu tun. KC war damals Major Max, Nachfolger wurde 1987 Hptm. (dann Major) Walter (der "rote Baron").

Da die P-12 Ihr Tochtersichtgerät im GS stationiert hatten, konnte ich das Geschehen dort im Halbdunkeln beobachten, was doch eine gewisse Faszination auslöste.

Die funktechnische Sicherstellung des Flugdienstes des JG-9 in Zusammenarbeit mit der NaK war meiner Ansicht nach auch Aufgabe der GSK. Dazu wurden Sichtgeräte und Funkverbindungen den Jägerleitoffizieren des JG-9 zur Verfügung gestellt. Vom JG-9 war im GS immer ein Dienshabender, meist im Dienstrang OSL zu gegen. Auf die Sichgeräte wurde dann die gerade laufende Jägerleitstation K-66 oder P-37 geschaltet.

Aufgabe Nachrichtenkompanie (NaK)

Für die Übermittlung der Informationen zwischen den Standorten war die NaK zuständig. Weiterhin wurde von Ihr auch der Informationsaustausch von den Jägerleitoffizieren im GS zu den Mig´s des JG 9 während des Flugdienstes sichergestellt.Die Funkstationen der NaK waren in einem separaten Objekt am Achterwasser stationiert (siehe Grafik).

FuTK-331

Aufgabe FuTK-331

1. Luftraumüberwachung im Rahmen des DHS im Raum Südliche Grenze Neubrandenburg - östliche Grenze Kolberg (Polen) - westliche Grenze Rostock und nördliche Grenze schwedische Küste

2. A-4 Sicherstellung (Trasse des zivilen Flugverkehr von Berlin - Funkfeuer Trent - Skandinavien)

3. Absicherung des Flugdienstes des JG-9 am Standort Peenemünde

4. Sicherstellung von Gefechtshandlungen anderer Standorte u.a. Trollenhagen, Garz, Laage

5. Sicherstellung von Handlungen in der Luftschießzone vor Usedom durch die GSSD sowie der tschechischen und polnischen Luftstreitkräften

6. Flugleitbetrieb für den Nahbereich Peenemünde bei Flugdienst JG-9 (bei Wartung der dortigen P-18)

7. Sicherung von Regierungsflügen (z.B. Hubschrauber zur Insel Vilm)

Im Bereich der Ostsee haben wir zur damaligen Zeit recht oft Kontakt zum "Gegner". Dabei kam es nicht selten vor, das die relativ langsamen Aufklärer wie Nimrod oder Antlantik die Staatsgrenze über Rügen verletzten, das den Start des B1-Paares in Peenemünde bewirkte. Weiterhin flog fast täglich das F-16 Pärchen, meist mit Zwischenlandung auf Bornholm und mindestens einmal die Woche die 3 Mach schnelle SR-71. Bei Anflug der SR-71 entstand eine enorme Hektik im Gefechtsstand. Erstaunlicherweise wurde uns schon kurz nach dem Start in England mitgeteilt, daß diese Maschinen im Anflug war. Tieffliegende Tornados in der Oderbucht konnten durch die P-15 auf der Greifswalder Oie und in Zusammenarbeit mit der Marine relativ schnell aufgeklärt werden.

Stress verursachten auch öfters Maschinen der GSSD, die ohne Kennung flogen. Aber auch ein nicht angemeldeter Meßflieger der Interflug (Meldung: weißes Kleinflugzeug über dem Darß) führte zu einer großangelegten Suche durch unsere Funkmeßtechnik sowie von Hubschraubern aus Paarow und dem Peenemünder MiG-23 Paar. (kurz vorher war Mathias Rust auf dem Roten Platz gelandet).

Durch die Funkorter auf den Stationen wurden die Koordinaten (Azimut, Entferung, Höhe) von Zielzeichen erfaßt, an den Gefechtsstand übermittelt und durch Planzeichner dort an Planschetts dargestellt. Ein Dienshabender Offizier (DO) der FutK übergibt diese Daten an die GSK.

Führung FuTK 331

KC: Major Meißner

TA: Hptm. Schneider/Hptm.Viehweg?

Spieß: Ofä. Pröhl

Polit: Lt......

DO-FutK: Hptm. Grünwald, Hptm. Blank; Hptm. Teichmann , KC, TA, SL,.....

Übersicht Technik/Peronal FuTK 331

(Angaben Herbst 1987)

Kabinaobjekt (extra Objekt, östlich der Landstraße)

Kabina 66 (2 Rundblickkabinen)

2 x PRW-13

SL: Major Schade

Techniker: Olt. Döring, Olt.Göllner, Ofä Wolf

EMK/TF Ufw. Jesse

FO/TF Fw. Schlosser, Ufw. Mindermann

Hauptobjekt

Verlegetechnik:

P-37

SL: Hptm Brettner

Techniker: Ltn. Kittendorf, Fä. Harig

EMK/TF: Uffz Ozegowski

Fo/TF: Fw. Dörnbrack

PRW-13

SL: Olt. Soldmann

FO/TF: Uffz. Stahl

EMK/TF:

PRW-13

SL: Olt......

FO/TF: Uffz. Schuhmann (bis I/87)

EMK/TF: Uffz. Nehrling

P-15 (im Sommer Besetzung FuTP-732 auf der Greifswalder Oie)

SL: Lt. Schirmer

FO/TF: Uffz. Panknin (bis I/87)

Bis Ende 1986:

P-12

SL: Lt. Schirmer

FO/TF: Uffz. Dörnbrack

Automatisiertes Führungs- und Leitsystem

2M

SL: Olt. Klinge

FO/TF: Ufw. Wollschläger

6B

SL: Hptm. Dietze

FO/TF: Uffz. Parchmann

Aufgabe der FuTK war neben der Wartung der Stationen und Aggregate auch die Wartung der Fahrzeuge die für eine Verlegung benötigt wurden. Diese Fahrzeuge waren im Kfz-Park abgestellt.

DHS auf der P-12

07:00 Uhr Vergatterung (wichtig für die DHS-Zulage in Form von Geld und Verflegung)

08:00 Uhr Filtertausch im GS mit Bekanntgabe der Filterzeit

00:00-24:00 Uhr Laufzeit entsprechend DHS-Plan oder Wartung

Die Laufzeiten wurden immer monatsweise bekanntgegeben und waren natürlich geheim. Aber zu Planungszwecken trugen wir sie natürlich bei uns.

Mein Dienst auf der P-12

Ende April 85: Bad Düben -> Pudagla (FO/TF)

Herbst 85: Verlegeübung nach Garz (Flugplatz)

Winter 85: 2-Wochen Inspektion der P-12 in Trollenhagen (in einer Flugzeughalle der Wehrmacht, in der andern Hallenhälfte wurden Mig-23 aus Peenemünde gewartet, sowie eine AN-2 zerlegt, die nach einem Flug in einen LKW gerollt war)

September 86: Mobilmachung, Manöver (Pudagla wurde ein großes Feldlager)

Ende 86: Abschaltung der P-12 im DHS

März 87: Aufbau P-12 auf dem Appellplatz zum Tag der NVA (Tag der offenen Tür)

Besatzung:

Dgrd./Name Funktion von bis Bemerkung
Hptm. Köhler SL ? II/85 zum WKK K-M-St.
Ltn. Schirmer SL 01/86 12/86 dann P-15
Uffz. Dörnbrack FO/TF I/85 12/86 dann P-37
Gefr. Bahr FO I/84 II/85
Gefr. ? "der Lange" FO

II/84 I/86

Gefr. Jähde EMK

II/84 I/86

Sold Zuchek FO I/85 03/86 1986 gestorben
Gefr. Schmidt FO II/85 12/86 dann Planzeichner
Gefr. Wollenburg EMK II/85 12/86 dann 2M
Gefr. Wurzel FO I/86 06/86? dann Saal und P-37
Gefr. Behm FO I/86 12/86 dann Planzeichner

Stellung P12:

Die Stellung der P12 lag relativ abseits im Hauptobjekt, so das gerade im Sommer die Zeit außerhalb des DHS im Bereich der Station sehr erträglich war.

->Siehe Grafik

Objektwache Pudagla

Die Wache wurde durch Soldaten und Unteroffiziere der FutK, NaK und GSK gestellt. Dieser Sachverhalt führte oft zu Doppelbelastungen aufgrund von vielen unbesetzten Planstellen auf den Funkmeßstationen. Es war nicht selten, das nach der Wache noch einen Schicht auf der Station rangehängt wurde.

Die Wache bestand aus 17 Soldaten. Sie war folgendermaßen gegliedert :

1 Wachhabender (Uffz. FuTK)

1 Gehilfe WH/Aufführender (Uffz . NaK)

1 Aufführender (Gefr. FuTK)

2 KDP-Posten (Sold. FuTK)

3 PostenTurm/Hauptobjektposten (Sold. FuTK)

3 Posten Nachrichtenobjekt (Sold. NaK)

3 Posten Gefechststand (Sold. GSK)

3 Posten Kabinaobjekt (Sold. FuTK)

Die Wache wurde für 24 Stunden vergattert (16.00-16.00). Laut Dienstvorschrift waren nach einer 2 stündigen Wache, 2 Stunden Schlaf und dann 2 Stunden Bereitschaft vorgesehen. Meist wurde das vorgeschrieben System durch die Wachhabende (ich bin selber über 70 mal WH gewesen) modifiziert, damit die Soldaten zu mehr Schlaf kamen. Bei scharfen OVD`s wurde mit mehreren Wachdokumenten gearbeitet (siehe Muster Wachdokument) damit zu jedem Zeitpunkt das Dokument stimmt. Das Wachlokal befand sich direkt am Objekteingang im Stabsgebäude.

Die Objektwachen brachten nicht viel, da bei den relativ großen Grundstücken nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ein bestimmter Bereich überblickt wurde. In dieser Hinsicht kam die Hochspannungsanlage zu spät. Im Jahre 1987 wurde das Kabinaobjekt "elektifiziert". Das Hauptobjekt wahrscheinlich 1988 (Anlage ist heute noch erkennbar).

Beschreibung von Fw. Doernbrack (komplette Beschreibung als DOC-Datei zum Herunterladen - hier klicken)

Mail vom 18.02.2013 von Günther Schmuck
Betreff: Erinnerungen von Fw.Dörnbrack FuTK 331, Besatzung - bei Gefreiter ,,der Lange". II 84 - I 86
Ich bin zusammen mit einem Kollegen aus unserer Meisterei auf der WW Warnemünde am 1.11.84 eingezogen worden. Er wurde bei uns immer nur der ,,Lange" genannt. Nach der Grundausbildung in Altwarp zum FO wurde er nach Pudagla versetzt und ich selbst kam ins FTB-9 auf die P-18 nach Peenmünde - davon 02.85 - 10.85 in Garz. Sein Name ist Jens Brandenburg. Wohnt auch in Rostock. Vielleicht ist er das ?
MfG
G.Schmuck

* mit Fragezeichen gekennzeichnete Stellen sind evtl. nur Gerüchte bzw. Fehlinformationen

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