Begebenheiten rund um die FuTK
Gedanken und Erinnerungen von Roland Witter an seine Dienstzeit in Steinheid :
Ich möchte auch noch etwas dazu beitragen und kurz über meine Dienstzeit in der damaligen FuTK 272, ich glaube der Tarnname war damals "Mikroskop", berichten :
Im Herbst 1969 wurde ich nach Steinheid versetzt - mein Dienstgrad war damals Uffz. Ich war vorher Funktruppführer im NB-1 in Potsdam / Eiche. In Steinheid teilte man mich dem Führungszug zu (Zugf. war Ltn. Manfred Noack) und ich wurde Funktruppführer auf der R-118 BM. Kurze Zeit später bekamen wir dann die R-118 BM3. Unsere Hauptaufgabe war das Übermitteln von Koordinaten zur Luftlage im Tastfunk im DHS. Die Übermittlungsgeschwindigkeit war etwa 120 Za/min. Hier denke ich noch gerne zurück an meine beiden Funker und Mitstreiter, die Gefr. Kurt M. und Günter R.
Während der Sommermonate 1970 wurde unsere FuTK aus dem DHS rausgenommen und wir bauten Stellungen. Das heißt, die gesamte technische Zone wurde aufgegraben und die gesamte Technik wurde, soweit es möglich war, unter die Erde gebracht, einschließlich der Bau von Mannschaftsbunkern. Alle Arbeiten wurden von unseren Stationsbesatzungen durchgeführt. KC war während dieser Zeit Maj. Gruß. Er räumte uns das Privileg ein, dass jeder Angehörige unserer Kompanie während der Bauzeit nach Feierabend pro Tag 2 Fl. Bier 0,33l trinken durfte. Wir hielten uns natürlich ganz strikt an diesen Befehl. Das Bier konnten wir uns in unserer kleinen Verkaufstelle im Keller, genannt der "Knochen", kaufen. Einen Unfall gab es auch bei der Bauerei, der glücklicherweise keine Personenschäden verursachte :
Die Deckenplatten, die wir zum Bau der Stellungen benötigten (ca. 5m x 1,20m), wurden per Bahn nach Neuhaus transportiert, und wir holten sie mit unserem KRASZ-LKW nach Steinheid. Da die Zufahrtsstrasse zur Kompanie zu diesem Zeitpunkt eine Teerdecke erhielt und damit unbenutzbar war, mussten wir einen Forstweg ab Steinheid Markt benutzen. Dabei passierte es, dass die Böschung des Forstweges abrutschte, der LKW sich überschlug und auf der Seite zum Liegen kam. Unsere beiden Kameraden wurden herausgeschleudert - glücklicherweise passierte ihnen nichts. Wir zogen den LKW mit der ATS auf die Räder. Obwohl kein Fahrerhaus mehr vorhanden war, konnte er fast mit eigener Kraft unsere Kompanie erreichen.
Im Frühjahr 1971 wurden wir entlassen, und es wurde eine EK-Fahrt organisiert. Sie führte uns nach Saalfeld, wo wir im Hotel "Anker" übernachteten, nachdem wir die Feengrotten besichtigt hatten. Am nächsten Tag war dann die Besichtigung der Heidecksburg in Rudolstadt angesagt. Erwähnenswert sei noch, dass wir an allen beiden Tagen sehr großen Durst hatten. Abends ging es dann mit dem Bus nach Scheibe-Alsbach, wo dann in der Gaststätte "Zum Mohren" unsere EK-Fahrt ihren Abschluß fand. Unsere Kompanie erreichten wir dann mit Hilfe unseres Einsatzfahrzeuges, eines LO-1800, den wir gerufen hatten. Zwei Kästen Bier hatten wir dann als Marschverpflegung noch mit dabei, die wir danach im Kompanieclub bei einer letzten Filmvorführung leerten.
Am Entlassungstag, dem 30.04.1971 wurden wir dann vom amtierenden KC Hptm Jung feierlich verabschiedet und zu einen Abschiedsessen im Kompanieclub eingeladen. Endstation war dann das "Kieferle" in Steinheid, wo wir uns von unseren Wirtsleuten verabschiedeten und mit den Bus die Heimreise antraten.
Zum Schluß möchte ich noch sagen, dass die Funkerei immer noch mein Hobby ist. Ich bin Funkamateur unter dem Rufzeichen DL2ARO. Wer sich dafür interessiert, findet auf der Homepage unseres Ortsverbandes weitere Informationen.
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Information durch Bernd Liebl vom 14.07.2004
Ein Austausch der Luftlage im DHS mit der GSSD fand bereits während meiner Dienstzeit in der FuTK 512 (ehm. 272) Okt.69-Mai 72 statt. Ein Offizier und 2 Gefreite blieben für eine Woche bei den "Freunden" auf dem Kieferle und ergänzten unsere Luftlage durch Zielzuweisung. Sie wurden durch ein Essenträger, der sogar vergattert wurde, zweimal am Tag versorgt, da die russische Küche für uns nicht genießbar war.
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Information durch Roland Witter vom 04.01.2005
Hallo Michael,
während der Feiertage habe ich noch einmal in meinen Unterlagen gekramt und so kann ich noch etwas zur Vervollständigung der Funktechnik in Steinheid beitragen :
Als ich 1969 in die Kompanie gekommen bin, hatten wir als Funkstelle die R118 BM. Eine Beschreibung zur Station findest du in der Anlage [veröffentlicht unter der Rubrik "Technik in den FuTT" - die Redaktion]. Sie war ähnlich wie die BM3 aufgebaut : Sender links, Empfänger R311 mittig und Empfänger R154 rechts. Das besondere am Sender war die Frequenzabstimmung mittels 5 Quarzschaltern. Dazu gab es einmal einen aufklappbaren Rechenschieber (ca. 75 cm lang und ca. 15 cm breit) bzw. ein Frequenzbuch A6 3cm stark. Als Heizung hatten wir einen Kanonenofen. Diese Station wurde Anfang 1970 durch die R118-BM3 ersetzt.
Im Keller (Treppe runter, rechts dann Flur lang und hinter dem Gefechtsstand links ) hatten wir im Schaltraum der Telefonzentrale eine stationäre Funkstelle eingerichtet. Als Sender einen Schiffssender SS-100 und als Empfänger einen EKV. Weiterhin war noch eine Fernschreibmaschine vorhanden. Wir nutzen außerhalb des DHS die Standleitung der 04 zum Empfang der Sprüche vom Battalionsstab per Fernschreiben. War nicht ganz legal, aber es hat funktioniert. Normalerweise wurden diese Sprüche telefonisch durchgegeben und der GOvD mußte sie handschriftlich im Spruchbuch niederschreiben.
Als mobile Nachrichtenzentrale bekamen wir 1970 einen L8-Hänger. Er bekam seinen Platz rechts neben dem Eingang an der Breitseite des Gebäudes.
Ende 1970 kurz vor Weinachten holten wir dann noch einen Empfangspunkt von Cottbus ab. (Ufw. Lehmann, ich selbst - Ufw. Witter - und ein Gefr. als Fahrer - Name ist mir leider entfallen). Es war ein LO1800 Kofferaufbau links mit 2 Funkerarbeitsplätzen EKV bestückt und rechts 2 Arbeitsplätze zur Fernbedienung der R118 mit R-105 und PDU-Gerät. Kurz vor Steinheid hatten wir damit noch einen Unfall. Vor der ersten Haarnadelkurve von Neuhaus kommend rechts kamen wir auf Grund der Blendwirkung eines entgegenkommenden Fahrzeuges und der herrschenden Strassenglätte nach rechts von der Strasse ab und standen ca. 3m neben der Strasse in der Schonung. Früh so gegen 2 Uhr und über 1m Schnee. Nach ca. 3 Stunden konnten wir uns aus eigener Kraft befreien und kamen so gegen 5 Uhr in der Kompanie mit einer Beschädigung am Kofferaufbau an. Allerdings weiß ich nicht ob das der LOTOS war.
Zur Sicherstellung der Dienstverbindung der Funk- und Funkmeßstationen bei einer Verlegung wurden die UKW-Stationen der R-Serie eingesetzt. Ebenfalls wurden sie im Zusammenwirken mit den Kampfgruppenhundertschaften des Kreises Neuhaus eingesetzt.
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Information von Erich Voigt vom 21.01.2005
Hallo Michael,
vielen Dank für deine letzte Mail. Die Bilder sind mir bekannt und ich muss etwas dazu korrigieren.
Diese Bilder (hier der Link) entstanden in der Gaststätte "Grundmühle" in Neumannsgrund - nicht in Schalkau [auf Grund dieses Hinweises die Bildunterschrift abgeändert - die Redaktion]. Es war der 05.10.1969 - die Beförderung von KC Gruß zum Major. Am nächsten Tag hatte die Führung Oltn. Rebhuhn, damals noch Polit. Gruß hatte Urlaub. An diesem Tag, dem 06.10.1969 um 05.00 Uhr morgens stand OSL Messing mit großen Gefolge am Tor - und wir alle noch angeheitert. Es wurde die Gefechtsbereitschaft der Einheit überprüft. Es ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Ich wurde zum Strahlungsaufklärer eingesetzt, von tuten und blasen keine Ahnung. Ausgerechnet hat mich der damalige Stfw. Krebs- er war der Chemiker damals im TT ( zuletzt Major) überprüft. Natürlich konnte ich ihm nicht viel sagen - ich hatte da so eine Kiste umhängen gehabt mit so einigen Röhrchen, wo man angeblich Sarin uva. Kampfstoffe nachweisen konnte. Aber es gab ja für mich nie eine Unterweisung. Das war natürlich auch noch Wasser auf die Mühle. Gesamteinschätzung : "NICHT ERFÜLLT". Was das bedeutet, brauche ich dir ja nicht zu sagen. Messing schiss den Rebhuhn an, da haben nur die Wände so gewackelt. Rebhuhn standen die Tränen in den Augen. Ja das waren die "ALTEN ZEITEN" - die kommen leider nicht mehr, aber schön war´s trotzdem. Wir mussten nun die ganze Sache ausbaden - sprich Training der Gefechtsbereitschaft. Nach einigen Wochen wurde vom FuTB die ganze Sache wiederholt. Da war als Leiter der Kontrollgruppe der Major Lucas eingesetzt. Der war wenigstens humaner als der OSL Messing.
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Vergangenen Monat trafen sich bei herrlichen Herbstwetter ehemalige NVA-Angehörige, die ihren Dienst in der Funktechnischen Kompanie in Steinheid geleistet hatten. Hauptanliegen des Treffens war die Grundlage für die Gründung eines Vereines zu schaffen, da auf dem Gelände, das sich in Privathand befindet, ein militärhistorisches Museum erreichtet werden soll. Ziel des Vereins soll u.a. sein, die baulichen Anlagen und Liegenschaften auf dem ehemaligen Gelände der FuTK-512 in Steinheid der Nachwelt zu erhalten, sowie regionale Militärgeschichte und Traditionen zu bewahren und zu pflegen. Spontan erklärten sich viele Besucher dazu bereit, in einem solchem Verein mitzuarbeiten. Vergangenen Freitag war es dann soweit. Neun Interessierte trafen sich zur Gründungsversammlung im Gasthaus „Zum Hirsch“ in Steinheid und gründeten den Verein „Militärhistorische Interessengemeinschaft Steinheid, FuTK-512" e.V. Gewählt wurde einstimmig zum Vereinsvorsitzenden Roland Witter aus Oberweißbach, ihm zur Seite als sein Stellvertreter Siegfried Wolfram aus Haselbach. Für die Kasse ist Bodo Müller aus Steinach verantwortlich. Damit das geplante Museum auch ein Erfolg wird, brauchen wir natürlich die Hilfe aus der Bevölkerung. Alle, die noch irgendwelche Erinnerung, Erlebnisse, Geschichten oder Fotos haben, die mit ihrer Armeezeit in Steinheid zusammenhängen, bitten wir ganz herzlich, das aufzuschreiben und uns zu schicken, damit wir es verwenden können. Natürlich sind auch jederzeit Personen gern gesehen, die in unseren Verein mitarbeiten möchten.
Information von Roland Witter vom 12.08.2007
Hallo Michael, nach langer Zeit möchte ich mal wieder was von mir hören lassen. Wie Du sicher mitbekommen hast, ist die Sache in Steinheid in die Hose gegangen. Nachdem uns .... (Name entfernt - die Red.) ständig Steine in den Weg gelegt hat - alles was wir machen wollten, war nicht richtig - hat er uns zur Hauptversammlung mitgeteilt, nach dem wir ihn aufgefordert haben, Farbe zu bekennen, daß er keinen Verein für sein Museum braucht. Unsere Vorstellungen waren nicht seine. Wir wollten alles so herrichten, wie es mal war, inclusive der dazugehörigen Funkmeßtechnik und er will ein Museum, um die "gute" und die "böse" Armee gegenüberzustellen. Und das ist nicht unser Ding.
Ich möchte Dich bitten, Satzung, Beitrittsformular etc. von Deiner Seite wegzunehmen und dafür den Artikel im Anhang mit reinnehmen.
Mfg Roland Witter
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Information von Erich Voigt vom 22.08.2012
Hallo Michael, kannst Du Dich an den 01.01.1979 ( es war der sehr harte und strenge Jahreswechsel) erinnern ?
War heute mal wieder etwas stöbern auf den FuTT-Seiten. Dabei möchte ich Dir eine kleine Präzisierung [eingearbeitet - die Redaktion] mitteilen. Unter der Rubrik Hfw. war Sfw. Slotta bis 1979 in dieser Funktion tätig. Ich habe diese Funktion von ihm übernommen ab Mitte Februar 1979 bis 1981 noch während der Herrschaft von Major Fahrentholz. Ab 1981 bis zum Ende meiner Dienstzeit 1984 war ich dann wieder Truppführer R 140. Ich weiß nicht, ob Du Dich noch erinnern kannst : Es war der 31.12.78, als es den extremen Temperatursturz gegeben hatte. Ich hatte am 01.01.1979 OvD. Während meines Dienstes gab es Probleme mit der Heizung aufgrund, dass es kein Wasser gab. So begab ich mich in die Heizung und gemeinsam mit dem Heizer Maßnahmen zu ergreifen, damit nichts passiert. Auf meinen Schreibtisch in meinem Dienstzimmer hatte ich mir ein Kerzchen angebrannt - Romantik durfte ja nicht fehlen. Bei meinen weiteren Kontrollgängen und Aufenthalten bei den Uffz. habe ich doch nicht mehr daran gedacht, dass meine Kerze noch an ist. Kurz nach 24:00 Uhr, als ich mein Dienstzimmer betrat, traf mich der Schlag - die ganze Tischplatte war durchgebrannt und es stank erbärmlich. Strom gab es auch nicht, also Taschenlampe an und Tischplatte abgeschraubt und ausgetauscht mit einerTischplatte aus dem Funkerkabinett. Slotta sollte davon nichts merken als Hfw. Aber Siegmund merkte, als er früh ins Gebäude kam, daß was nicht stimmte. Nun ja - nun musste ich beichten. Es hätte schlimm ausgehen können. Als ich mich ins dienstfrei abmelden wollte, stellte er mir im Auftrag von OSL Messing die entscheidende Frage. Stfw. Slotta hatte ein Versetzungsgesuch nach Sprötau gestellt. Er hatte mir jegliche Unterstützung zugesagt. Da entschied ich mich dann für diese Funktion. Da ich ja zu diesen Zeitpunkt noch Nachrichtenzugführer war, habe ich diese Funktion übergeben müssen und anschließend alles von Slotta übernommen. Muss also Mitte Februar gewesen sein, als ich dann der Hfw. von Steinheid war, denn vom 01.03.79 zum 02.03.79 nachts wurden wir ja überprüft durch das Kdo. LSK/LV in PGA 5.5. also auf nach Neuhaus. Aber in Vorbereitung dieser Maßnahme, die uns ja bekannt war, räumten wir ja am 01.03. zum Tag der NVA das Gelände vom Schnee um dann am nächsten Tag das Gelände zu beziehen. Diese gesamte Vorbereitung dieser Maßnahme habe ich schon in der Funktion als Hfw. gemacht. Soweit zu dieser Funktion. Desweiteren habe ich mich vor ca. 4 Wochen mit dem Uffz. Boris Beck getroffen hier in Neuhaus. Er war FO-Gruppenführer auf der 03 bei Knabe. (von Frühjahr 1976 Herbst 1976) mit anschließender Versetzung nach Athenstedt.
So nun kannst du wieder etwas berichtigen zu den gedienten Personen in der FuTK- 512.
Der Erich aus Neuhaus am Rennweg
(Ergänzung von Michael Günther : Das mit dem abgebrannten Weihnachtskranz und der verkohlten Tischplatte kann ich bestätigen. Ich hatte DHL am 01.01.79 und hab ihm in der Nacht bei dem "Vergehen" des Umbaus der Tischplatten geholfen.;-))
Mail von Roland Witter vom 08.10.2020
Hallo Michael,
ich möchte mich wieder mal nach langer Zeit melden. Es freut mich das du die Futt-Seite über all die Jahre auf den laufenden hällst. Es sind sehr schöne Erinnerungen ! Ich habe auch noch etwas in meinen Unterlagen gefunden : einen Bericht von OSL Stahl den er mir zur weiteren Verwendung geschickt hat und meine Erlebnisse im Winter. Du kannst sie gerne unter der 512 veröffentlichen.
Zu Steinheid gibt es nicht viel zu sagen. Es gibt ja die virtuelle Webseite von Kramer. Ansonsten wächst die Kompanie langsam zu. Es ist alles verriegelt.
Viele Grüße
Roland Witter
[die Beiträge sind unter den Überschriften "Geschichte des Postenturmes", "Explosion in der Funkstation" und "Die FuTK und der Schnee" (jeweils verlinkt) über das Inhalstverzeichnis zu den Begebenheiten rund um die FuTK-512 zu finden - die Redaktion]